Lesung mit Barbara Pallecchi

Am Donnerstag, 12.09.2024, um 19.15 Uhr fand in der Bibliothek Widnau eine
Lesung mit Barbara Pallecchi statt.

Das Wetter verheisst nichts Gutes. Eine halbe Stunde vor Beginn der Lesung geht
ein gewaltiger Regenguss nieder, sodass man befürchten muss, dass potenzielle
Besucher nicht mehr aus dem Haus gehen wollen. Weit gefehlt! Kurz vor 19 Uhr ist
die Bibliothek so voll, dass neue Stühle geholt werden müssen.

Bibliothekarin Alexandra Sieber stellt die Autorin Barbara Palecchi vor, eine Autorin,
die in Widnau aufgewachsen ist. Es ist interessant zu sehen, ob ihr Erstlingswerk
auch etwas Lokalkolorit widerspiegeln würde.

Die Autorin liest zuerst ein Stück aus ihrem Buch. Dann gibt sie einen Einblick in ihre
Arbeitsweise. Nach weiteren gelesenen Ausschnitten ist immer wieder Zeit für
Fragen aus dem Publikum oder für Antworten auf Fragen, welche Barbara Palecchi
schon oft gestellt wurden. Grundlage für ihr Buch ist nicht ein Plot, ein
Handlungsschema, sondern Figuren, mit denen sie Szenen und ihr Verhalten darin
ausprobiert. Die Figuren im Buch entwickeln sich während des Schreibens. Barbara
Palecchi sagt, dass sie als Autorin man mit der Zeit merkt, was zu dieser Figur passt
und was nicht: Kleider, Verhalten usw. entstehen in dieser Art. Wie das Palecchi
beschreibt, ist es fast so, als ob die Autorin mit ihren Figuren in Kontakt tritt, sich mit
ihnen unterhält und sie so immer besser kennenlernt. Sie bietet ihnen
Handlungsoptionen an. Die Figuren des Buches teilen ihr mit, was zu ihnen passt. In
Sachen Lokalkolorit oder autobiographische Inhalte: ein paar „Requisiten“, wie das
die Autorin nennt, sind autobiografisch: Gegenstände, Orte. In der Gesamtheit ist die
Geschichte aber Fiktion.

«Das Leuchten im Dunkeln» ist die Geschichte von Mila Candrian, aus ihrer Sicht
geschrieben. Das macht die Inhalte sehr persönlich. Oft beschreibt Mila ihre
Gefühlswelt durch Beobachtungen ihrer Umgebung, mit einer sehr bildhaften
Sprache. So ist zum Beispiel eine unangenehme Situation wie eine dieser Giraffen,
welche man durch Drücken des Sockels zusammensacken lassen und die dann in
eine unnatürliche Stellung fallen und so liegen bleiben. Die gelesenen
Buchausschnitte beschreiben viele Gedankengänge und Gefühle, weniger Handlung.
Diese Gedankengänge jedoch so bildhaft, so anschaulich, dass sie gut
nachvollziehbar und interessant sind, keinesfalls langweilig.

Die Auseinandersetzung mit der Sprache ihrer Mutter und dem Nachbarskind führen
Mila in die eigene Vergangenheit zurück, in interessante Aspekte ihrer Person,
interessantere als die Karrieremöglichkeiten, die ihr bevorstehen.

Das Publikum folgt der Lesung und den Erklärungen mit grosser Aufmerksamkeit.
Beim einen oder bei der anderen ist die Entwicklung der Geschichte aus Autorensicht, also sich mit den Figuren zu unterhalten und diese zu fragen, was zu ihnen passt, ein ganz neues Schreibkonzept.



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